Die „Keller’sche Gesellschaft“ und die Unruhen in St. Wendel zur Zeit des Hambacher Festes

Veröffentlicht in: Aktuelles | 0

Referent: Vorsitzender Richter am OLG a.D. Dr. Franz-Josef Kockler

Termin: Mittwoch, 17. Januar 2024, 19 Uhr Herzogliches Schloss, Schlossplatz 7, 66482 Zweibrücken

Nach den vertraglichen Regelungen des „Wiener Kongresses“ waren die linksrheinischen Gebiete, welche zuvor in den französischen Staat eingegliedert gewesen waren, unter die „Siegermächte“ verteilt worden. St. Wendel nebst Umland gelangte 1816 unter Herrschaft Coburgs. Die coburgische Exklave führte zuletzt den Namen „Fürstentum Lichtenberg“. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, der Zeit des sog. „Vormärz“, formierte sich in dem damals von dem Gastwirt Peter Keller geführten und nach ihm benannten Gasthaus Keller in St. Wendel die „Keller’sche Gesellschaft“, eine national-liberale Oppositionsbewegung. Gegen die von den „Karlsbader Beschlüssen“ geprägte restaurative Politik der coburgischen Landesregierung trat die Bürgerbewegung für die unterdrückte Ausübung der Grund- und Freiheitsrechte, insbesondere der Versammlungs- Meinungs- und Pressefreiheit ein. Die Keller’sche Gesellschaft postulierte im Einklang mit der örtlichen Justiz auch die Grundsätze der Gewaltenteilung und der Unabhängigkeit der Justiz, die in der vorausgegangenen französischen Revolution errungen worden waren.

Zeitgleich mit dem Hambacher Fest fand im Mai 1832 im Umfeld des Keller’schen Gasthauses eine große politische Demonstration statt. Im Zusammenhang mit der Aufstellung eines „Freiheitsbaumes“ kam es zu Unruhen in der Stadt, welche von der coburgischen Regierung unter Zuhilfenahme preußischen Militärs unterdrückt wurden. Nach umfangreichen strafrechtlichen Ermittlungen wurden im Januar 1833 gegen Beteiligte der „Unruhen“ überwiegend moderate Urteile gesprochen. In der Folgezeit wurde die von Coburg regierte „unruhige“ Exklave „Fürstentum Lichtenberg“ 1834 an Preußen abgetreten.

Das Keller’sche Gasthaus wurde 2022 in die bundesweit geführte Liste „Orte der Demokratiegeschichte“ aufgenommen.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Pfälzischen Oberlandesgericht und der Hambach-Gesellschaft statt.