Mittwoch, 22.10.2025, 19.00 Uhr

Dr. Christof Krieger

 

„Saufen für den Führer“

 

Kapellenraum der Karlskirche,

Karlstraße 3, Zweibrücken

Eröffnung Weinstrasse 1935, Foto: LBZ-RLP
Quelle: Trierischer Volksfreund

Unter der eingängigen Parole »Wein ist Volksgetränk!« entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch: In den Jahren 1935 bis 1937 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Ruhrgebiet bis nach Ostpreußen besondere »Weinpatenschaften« für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden »Festes der deutschen Traube und des Weines« vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert wurden; der Volksmund machte hieraus sogleich die Losung: »Saufen für den Führer!« Tatsächlich erwies sich dies rückblickend nicht allein als die umfassendste Weinabsatzaktion, die es davor – und auch danach(!) – je in Deutschland gegeben hat. Den deutschen Winzern wurde damit zudem seitens des Hitlerstaates eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe im Dritten Reich zuteilgeworden ist. Auch in Zweibrücken beteiligte man sich eifrig an dem staatlich verordneten einwöchigen Trinkgelage, wobei der westpfälzischen Grenzstadt 1936 die vorderpfälzischen Winzergemeineden Klingen und Klingenmünster als „Patenkinder“ zugeteilt worden waren.

Der Historiker Christof Krieger, der sich am Beispiel des Anbaugebietes Mosel, Saar und Ruwer erstmals umfassend wissenschaftlich mit diesem Themenfeld beschäftigte, gibt in seiner Doktorarbeit anhand bislang zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in eine weithin unbekannte Seite der NS-Diktatur und möchte dieses ungewöhnliche Kapitel der Stadtgeschichte Zweibrückens in seinem Vortrag vorstellen.

Dr. Christof Krieger,

Jahrgang 1971, ist seit 2001 Leiter des Mittelmosel-Museums in seiner Heimatstadt Traben-Trarbach. Nachdem er sein Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Gießen und Trier 2002 mit einer Magisterarbeit zur „nationalsozialistischen Weinbaupolitik an der Mosel“ abgeschlossen hatte, setzte er parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit seine wissenschaftlichen Forschungen zur NS-Weinbaugeschichte fort und promovierte 2015 zum Thema „‘Wein ist Volksgetränk’ – Weinpropaganda im Dritten Reich“. Die Dissertation, die erste wissenschaftliche Monographie zur NS-Weinbaugeschichte überhaupt, wurde 2018 im Rhein/Mosel-Verlag veröffentlicht.

(Quelle: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz e.V.)

Foto: Sammlung Krieger

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